Stellung der Hauskatze im zoologischen System
Familie Felidae oder Katzenartige, Unterfamilie Felinae (Kleinkatzen, echte Katzen), Gattung Felis, Art libyca, Form
(forma) catus.
Korrekter wissenschaftlicher Name der Hauskatze: Felis libyca forma catus
Stammform sämtlicher Hauskatzen: die ägyptische Falbkatze Felis lybica
Die Familie der Felidae bildet, trotz ihrer enormen Größenunterschiede, eine einheitliche Gruppe.
Von der äußeren Erscheinung her sind alle 41 Aren in den 13 Gattungen mühelos als Katzen erkennbar.
Alle, vom Gepard über den Mähnenlöwen bis hin zur Flachkopfkatze, haben einen Chromosomensatz von 2n=38.
Die Urahnin - Die Falbkatze
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Südspitze Afrikas bis nach Vorderasien.
Ihr Körperbau ist gross und schlank, muskulös.
Sie hat einen langen Rücken, einen langen spitzen Schwanz und schlanke lange Beine.
Auch die schlankeste Hauskatze reicht nicht an sie heran, ihr Körperbau wirkt immer etwas gedrungen im
Vergleich.
Ihre Kopfform ist sehr schmal, Hauskatzen sind im Vergleich runder und haben dickere Wangen.
Betrachtet man eine sitzende Falbkatze, so weiss man woher das Vorbild für die ägyptischen Statuen stammt.
Das auffälligste Merkmal sind die großen, an der Rückseite leuchtend orangenfarbenen Ohren, die mit kleinen Fellbüscheln
besetzt sind.
Die Fellfarbe variiert von grau bis beige mit schwacher bräunlicher Flanken und Gesichtszeichnung.
Gliedmassen wie auch das Schwanzende tragen schwarze Bänder, ebenso sind die Sohlen und Pfoten schwarz.
Weiß hingegen ist die Farbe ihrer Tasthaare und des Kinns, Brust und Bauch sind gelbgefärbt, Ohrenrückseite
orange.
Ihre Augen sind rund und groß, Farbe gelb bis grünlich. Ihr Nasenspiegel leuchtet in ziegelrot.
Die Lebensdauer einer Falbkatze liegt bei 8 bis 10 Jahren.
Die Würfe erfolgen in der Regel einmal pro Jahr, seltener auch 2 mal und sind mit 2 bis 5 Jungen bestückt.
Domestikation
Die früheste Überlieferung einer einwandfreien Hauskatze ist nur etwa 3500 Jahre alt.
Alle älteren Funde erwiesen sich als gezähmte Wildkatzen.
Wie kam es zur von Paul Leyhausen bezeichneten „Selbstdomestikation der Katze“?
Die Falbkatze lebte zu einer Zeit in Ägypten, als die Menschen dort bereits riesige Getreidekammern besaßen. Wo Getreide,
da auch Mäuse und andere Nager und die Falbkatze wurde quasi magisch angezogen von diesem unerschöpflichen Vorrat ihrer bevorzugten Beutetiere: Mäuse und Ratten.
Der Mensch erkannte den Vorzug der Ansiedlung und begann die Falbkatze nicht nur zu dulden, sondern auch mit Leckerbissen
zu versorgen.
Die Falbkatze ist ein sesshaftes, reviertreues Tier, was die Anwesenheit des Menschen akzeptierte und begann, sich an sie
zu gewöhnen.
Eine nachdrückliche Domestikation, wie bei anderen Haustieren, fand jedoch noch nicht statt.
Man fand an den Katzenmumien noch keine typischen Domestikationsmerkmale wie:
Schädelverkürzung, Veränderung der Extremitäten oder Fellstrukturen.
Paul Leyhausen sagte: „ Die Katze kam nicht auf den Menschen, sondern auf den Geschmack häuslichen Komforts“
Denn trotz aller Legenden, die sich um unsere Rassekatzen rangen, die Katzenzucht ist ein sehr junges Metier, kaum älter
als ein Jahrhundert.
Die Falbkatze entzog sich gekonnt den Versuchen der Menschen, sie zu fangen und mit ihr zu züchten.
Sie blieb ein Wildtier und nur Handaufzuchten wurden richtig zahm.
Veränderung durch den Status der Haustierwerdung
Was gewinnt ein Tier durch die Domestikation?
- Schutz vor einer feindlichen Umgebung
- Zuteilung von Nahrung, Wasser und Sexualpartner, damit entfallen Gefahren und Mühen sich diese selber
beschaffen zu müssen
- Einen höhere Dichtetoleranz, d.h. die Konkurrenz untereinander nimmt ab, es wird sich besser
vertragen
- Einen größere Variationsbreite in Körperbau, Fellfarbe und Fellstruktur
Was verliert ein Tier durch die Domestikation?
- Freiheit, sowohl durch die Haltung auf eingeschränktem Raum,
als auch den Verlust der Freiheit, Rang, Revier und Nahrung frei zu wählen
- Uneingeschränkte Wahl seines Paarungspartners
- Einen Teil seiner Überlebensfähigkeit in der Natur
Domestikationsbedingte Veränderung der Hauskatze
Blickt man auf die einem ungeheuer viel erscheinende Vielfalt von Fellfarben, fält einem auf, dass domestikationsbedingte
Veränderungen auch an der Hauskatze nicht spurlos vorbeigezogen sind.
Im Vergleich zum Hund haben wir deutlich weniger Rassen bei Katzen, was an ihrer Neigung zur freien Partnerwahl ebenso
liegt wie an ihrer relativ kurzen Domestikationsgeschichte.
Neue Fellfarben
Am auffälligsten waren die neuen Fellfarben, die die „Graue“ unter der schützenden Hand des Menschen
entwickelte.
Auch ohne Zuchtwahl entwickelten sich nach etlichen Katzengenerationen gescheckte, rote, schwarze und weiße
Katzen.
Durch ein Farbverdünnungsgen entstanden aus schwarzen blaue, aus roten cremefarbene und aus braunen fliederfarbene
Katzen, auch als lilac bezeichnet.
Die Siamfärbung entsteht ebenfalls durch die Domestikation. Man nennt es Akromelanismus. Es ist keine Krankheit, sondern
heißt übersetzt Spitzschwanzschwärzung.
Außer Katzen können noch Meerschweinchen, Chinchillas und Kaninchen diese Färbung entwickeln.
Die Pigmente dieser Tiere, werden nur in den kühleren Zonen des Körpers gebildet, z.B. Gesicht bzw. Nase, Pfoten, Schwanz
oder Hodensack.
Die Dunkelfärbung ist also vererbungs- und temperaturabhängig.
Wildfarbene Katzen
Ausgewachsene Falbkatzen und auch unsere Waldwildkatzen sind an den Flanken sehr schwach bräunlich
gezeichnet.
Unsere getigerten Hauskatzen hingegen tragen ihr Fellmuster über und über.
Bei Jungtieren ist die Waldwildkatze von unserer getigerten Hauskatze kaum zu unterscheiden.
Während die Wildkatze das Tigermuster es fast vollständig verliert, bleibt es der Hauskatze komplett
erhalten.
Man bezeichnet dies als ein Stehenbleiben auf einer jugendlichen Stufe, ein weiteres Charakteristikum der
Domestikation.
Felltextur
Veränderungen der Felltextur traten in der Katzengeschichte erst lange nach den neuen Farbschlägen auf.
Zunächst entstand eine mittelmäßige Langhaarigkeit, vor allem bei Katzen des östlichen Mittelmeerraums.
Von dort, aus der Türkei, kommt der Name „Angora“.
Deren Fell ist nicht vergleichbar in Dichte und Länge mit den später gezüchteten Perserkatzen. Aber diese Tiere waren
noch in der Lage ihr Fell selbst zu pflegen und im Freien zu überleben.
Das gekräuselte Fell mancher neuer Katzenrassen ist, ebenso wie die Nacktkatze, das Ergebnis von vereinzelten
Defektmutationen, bei denen bestimmte Haartypen nicht mehr ausgebildet werden können.
Körperbau
Aus dem grazilen, muskelbepackten, schlanken Körper der Falbkatze wurde im Laufe der Entwicklung eine stämmigere,
rundlichere Gestalt - ein fast kindlicher Körperbau.
In früheren Jahren dachte man, dass die nach Europa gebrachten Falbkatzen sich mit unserer einheimischen Wildkatze
vermischt hätte.
Den gedrungeneren Hauskatzen schob man einen großen Anteil an Wildkatzenerbe zu, den schlanken Siamkatzen einen stärkeren
Anteil von Falbkatzenblut.
Diese Annahme ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen durch nichts zu belegen.
Selbst die Norwegische Waldkatze, eine Zuchtrasse, die unserer Wildkatze besonders ähnelt, ist ein reiner Nachkomme der
Falbkatze.
Dank der besseren Gentests lässt sich einwandfrei nachweisen, dass die Gene unserer Hauskatzen fast ausschließlich mit
denen der ägyptischen Falbkatze übereinstimmen (die seltenen Ausnahmen bestätigen die Regel).
Zu den Erbeinflüssen der Domestikation kommt noch der Selektionseinfluss des Klimas hinzu.
Die Entwicklung von gedrungenem Körperbau und längerem Fell wird wesentlich durch die Temperaturunterschiede der
südlichen und nördlichen Länder geprägt.
Ebenso zu einem gewissen Grad durch die Ernährung.
Auch bei den Falbkatzen gibt es gedrungenere , manchmal auch pummelig kräftige Typen. Bei unseren Hauskatzen ist der
Spielraum jedoch um ein vielfaches größer.
Kopfform
Der schmale, nicht sehr lange Kopf der Falbkatze wurde bei der Hauskatze breiter.
Es sind vor allem die Wangen, die rundlicher und dicker sind.
Köpfe, die übertrieben spitz sind, ohne Einbuchtungen zwischen Stirn und Nase, dem sog. Stop vieler Schlankrassen, oder
aber die eingebuchteten extrem verkürzten Gesichtsschädel vieler Perser oder Exotic Short Hair Linien, sind Zuchtprodukte der letzten 50 Jahre.
Die Ohren
Die Falbkatze trägt dreieckige, spitzzulaufende Ohrmuscheln, deren Rückseite leuchtend orange, bei den nördlichen
Unterarten auch rötlich gefärbt sind,
Es hebt sich deutlich als ein Signal hervor.
Bei der wildfarbenen Hauskatze ist die Ohrenfarbe eher so braun, wie die Fellgrundfarbe. Manchmal trägt sie einen
kleinen, unauffällig gefärbten Ohrpinsel, ebenso wie die Falbkatze. Seine Größe ist stark rasseabhängig.
Das Ergebnis einer Mutation, die den Ohrknorpel und die Gelenke betrifft, sind alle krüppelohrigen Katzenrassen wie
die Schottische Faltohrkatze (Scottish Fold) oder Pudelkatzen. Es hat nichts mit den natürlichen Schlappohren mancher Hunde, Kaninchen oder Schafen zu tun.
Die Augen
Die meisten Hauskatzen haben kleinere Augen als ihre Urahnin.
Dafür zeigt sich eine große Vielfalt an Augenfarben.[/legend]
Die Futterverwertung
Durch das veränderte Nahrungsangebot über Generationen veränderte sich die Länge des Darms. Die Hauskatzen haben einen
etwas längeren Darm als die Falbkatze.
Aus dem Fleischfresser "Falbkatze" wurde ein Tier, das auch Kohlenhydrate verwerten kann. Über Jahrhunderte waren
Tischabfälle die einzige Nahrungsquelle der Hauskatze. Ihre Verdauung lernte sich anzupassen.
In den Nachkriegsjahren entstanden die industriell gefertigten Nahrungsmittel, die heute die Nahrung unserer Hauskatze
bestimmen.
Wie die Tischabfälle sind sie oft viel zu kohlenhydratreich.
In Gefangenschaft aufgezogene Falbkatzen gewöhnen sich auch an dieses Futter.
Freie Tiere, die in der Natur aufwachsen, rühren weder Trocken- noch Nassfutter an.
Veränderungen der Sinnes- und Gehirnleistung
Da die Domestikationszeit der Hauskatze im Verhältnis zu anderen Haustierrassen recht kurz ist, ist es schwierig eine
Veränderung ihrer Sinnesleistung festzustellen.
Zum Beispiel kann man bei Schweinen eine deutliche Abnahme der Gehirnmasse gegenüber ihren Vorfahren messen.
Bei der Hauskatze ist die Abnahme so gering, das sie sich gerade noch messen lässt.
Dabei ist die Messung an sich schon problematisch, weil auch in Gefangenschaft aufgezogene Wildtiere einen „Schwund“ an
Gehirnmasse zeigen.
Wird das Gehirn während seiner Jugend nicht genügend angeregt, sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen, so wächst es
nicht in dem Maße wie es in freier Natur wäre. Das gilt für alle Wildtiere ebenso wie für die Hauskatze.
Ebenso ist es schwierig, den genauen Verlust der Sinnesschärfe nachzuweisen.
Die Hauskatze riecht, sieht und fühlt nicht so detailliert und viel wie die Falbkatze.
Was aber auch wieder daran liegt, dass ihre Sinnesorgane einfach weniger Reize aufnehmen müssen, die sie zur Verarbeitung
an das Gehirn weiterleiten.
Auch die Verarbeitung der Sinneseindrücke im Gehirn eines Haustiers ist einfacher als bei einem Wildtier - bei der
Hauskatze allerdings wieder nur ein klein wenig einfacher.
Nur die Kombination von allen drei Effekten ist bei einer frei lebenden Hauskatze direkt erkennbar, was wieder mit ihrer
kurzen Domstetikationszeit und noch kürzeren Zeit der gezielten Zucht zusammenhängt.
FAZIT: Sinne und Gehirn der Hauskatze sind fast so gut wie die der Wildform!
Domestikationstypische Verhaltensanpassungen
Ebenso wie der Körper verändert sich im Zusammenleben mit den Menschen das Verhalten der Katze.
Diese passt sich ihrer neuen Lebensweise an.
Sobald bei der Wildkatze die Familienbindung aufhört, werden die kindlichen Instinkte durch Abwehr, Revierverteidigung,
Rivalität und andere erwachsene Instinkte ersetzt.
Kindliche Verhaltensweisen, wie Anhänglichkeit und Zärtlichkeitsverlangen gehen nicht verloren, treten nur in den
Hintergrund und kommen bei der Paarungszeit wieder hervor.
Bei der Haustierwerdung gehen diese Verhaltensweisen nicht so weit zurück.
Ihre kindliches Verhalten bleibt bestehen und mit Einfühlungsvermögen, Streicheleinheiten und Füttern - typisch
mütterlichen Verhaltensweisen - lässt er die Katze weiterhin Kind sein.
Dadurch kommt es zu einer echten Freundschaft zwischen Mensch und Katze, zwischen Katzen ist diese eher
selten.[/legend]
Plaudern mit dem Menschen Miau!
Hauskätzchen verfügen über ein umfangreiches Spektrum an Maunz-, Gurr- und Miaulauten.
Auch das ist eine domestikationstypische Verhaltensanpassung und gehört zu dem Bereich der Verkindlichung.
Die Katze unterhält sich mit „ihrem“ Menschen und benutzt dazu das „Miau“
Dieses Miau ist eine Sonderform der Kommunikation zwischen Kitten und Mutter zur Beseitigung einer
Mangellage.
Die Zahl der Laute der Hauskatze entspricht weitgehend denen der erwachsenen Falbkatze.
Sie spiegelt hauptsächlich den Bereich der freundschaftlichen Annährung, der Spielaufforderung und der Beschwichtigung
wieder.
Die Hauskatze moduliert die ursprünglichen Lautelemente und setzt sie in erweiterter Funktion ein.
Das was Leyhausen „plaudern“ nannte ist z.B. das Überlagern des kurzen, hellen Begrüßungsgurren durch maunzende
Töne.
Formen des Zusammenlebens
Hauskatzen sind in ihren Sozialstrukturen ausserordentlich flexibel im Vergleich zur Falbkatze.
Es gibt unter ihnen die sog. Bruderschaften von Katern, ebenso wie Mädelscliquen, dauerhafte Paarbindungen, Harems,
Herumtreiber, selbst den gelegentlichen „Stammtisch“ kann man beobachten.
Andere Verhaltensweisen sind bei der Hauskatze reduziert.
Ihre Sexualität ist stark gesteigert, so dass die Würfe schneller aufeinander folgen.
Dabei verliert die Mutter schneller die Geduld mit ihren Kitten und verbeißt diese sogar bereits nach 12
Wochen.
Die Falbkatze hingegen versorgt ihre Kitten bis zu 9 Monaten und leidet unter einer frühen Trennung.
Die Verhaltenskreise Jagen, Töten und Spielen kommen bei Hauskatzen in ihrer Reihenfolge schon mal durcheinander und bei
manchen Katzen funktionieren sie nicht mehr zuverlässig.
Copyright Stefanie Weißert