Agaricus muscarius Amanita muscarius
Der Fliegenpilz
Auf meinem Waldspaziergang im vergangenen Jahr begegnete ich im „Grünen Band“ hier im Herzogtum Lauenburg begegnete ich zahlreichen „Männlein im Walde“ mit ihren roten Mäntelchen und bekam Lust Euch das Homöopathische Mittel Agaricus muscaris als Arzneimittelbild des Monats näher vorzustellen.
Herkunft und Geschichtliches
Seinen Name Agaricus erhielt der Pilz nach der dalmatinischen Landschaft Agaria.
Amanita ist griechisch und heißt übersetzt Pilz. Die Artbezeichnung „muscarius“ stammt von dem lateinischen „musca“ = Fliege und nimmt Bezug auf seine tödliche Wirkung auf Fliegen. In früherer
Zeit stellte man eine Schale mit Milch auf den Tisch, in der sich getrockneter oder frischer Fliegenpilzen befand. Das Ganz wurde zuvor aufgekocht. Innerhalb kürzester Zeit war die Oberfläche
voll mit toten Fliegen. Daher trägt Agaricus die deutsche Bezeichnung Fliegenpilz.
Muscarin
Bereits 1869 wurde dieser erste Giftstoff entdeckt.
Das Alkaloid von Agaricus übt einen großen Einfluss auf alle Arten von Absonderungen aus.
Man vermutet, dass es an der Stimulation der Endphasern der sekretorischen Nerven liegt, dass es zu vermehrtem Tränenfluss, exzessiven Schwitzen und starkem Speichelfluss kommt.
Auch die Sekretion der Leber wird durch Muscarin angeregt, während gleichzeitig die Nierenausschüttung vermindert wird. Atropin wirkt Muscarin genau entgegengesetzt.
Homöopathie
Lassen wir zuerst Samuel Hahnemann selbst zu Wort kommen:
„Von diesem stinkenden Pilze mit scharlachrothen, mit weißlichen Warzen besetzen Hute und weißen Blättchen nimmt man, wenn er vorsichtig getrocknet worden ist, einen, vom frischen aber zwei Gran, um durch dreistündiges Reiben auf gewöhnliche Weise mit Milchzucker, nachmaliges Auflösen und Verdünnen und Potenzieren mittels jedesmaliger zwei-Schüttel-Schläge seine Kraft-Entwicklungen bis zu X zu bereiten“
Das der Fliegenpilz ein Giftpilz ist, dessen bekanntestes Gift das Muscarin ist, wissen vermutlich einige von Euch. Und es gibt kein Gegengift!
Symptome
Nach dem Verzehr entwickeln sich die Symptome von Agaricus nicht sofort. Es vergeht eine Zeit, zwischen 12-14 Stunden, bis die ersten Anfälle auftreten. Seine Wirkung auf das Gehirn gleicht der eines Rauschgiftes und ist deutlich stärker als der von Alkohol. Es verursacht Schwindel und Delirium, gefolgt von tiefer Bewusstlosigkeit. Starke Erregung, Rauschzustände, Bewusstseinsstörungen, Krämpfe, Sehbeschwerden, Speichel und Tränenfluss sind die ersten psychotrope Wirkung.
Der Patient hat das Gefühl, als werde er von Eisnadeln durchbohrt und ist sehr empfindlich gegen Druck und kalte Luft.
Das Gefühl von intensiver Kälte ist sehr stark, so dass alle Symptome, die bei einer Erfrierung sich zeigen (Frostbeulen, Blaufärbung, Jucken, Röte und Brennen) beschrieben werden.
Neben dem starken Kälteempfinden besteht auch eine Empfindlichkeit gegen Sonnenstrahlen, so dass auch der Sonnenstich auf Agaricus verweisen kann, wenn nach Bewegung oder auch durch Bewegung mit Druck von außen die Symptome sich verschlimmern.
Am ganzen Körper kommt es zu spasmotischen Zuckungen, gefolgt von nachlassender Zittrigkeit, schließlich Entspannung und Erschöpfung. Zuckungen um Auge und im Gesicht, dass Rot ist, ohne heiß zu sein, ebenso Aufgedunsen und verzerrt. Der Patient verspürt Heißhunger und schlingt die Speisen hinunter.
Oft ein Mittel bei Epilepsie, Myopathiene, Nystagmus, Tremor, Delirium Tremes uvm.
Die wahlanzeigenden Gemütssymptome lassen sich in 4 Stadien einteilen:
1. Leichte Stimulation zeigt durch eine sichtbar gesteigerte Fröhlichkeit, Mut und Geschwätzigkeit
2. Hier haben wir schon eine deutliche Vergiftung bei der es zu großer Gemütserregung kommt. Unzusammenhängendes Reden, Frohsinn wechselt mit Melancholie, Fehlende Wahrnehmung relativer Größen, so werden kleine Hindernisse bewältigt, als seien es riesige Baumstämme und ein kleines Loch erscheint wiederum als ein riesiger Abgrund.
Die physische Kraft ist verstärkt, es können schwere Lasten gehoben werden.
3. Im dritten Stadium erreicht der Patient einen Zustand von wütendem oder rasendem Delirium mit Schreien, Toben und dem Drang sich selbst zu verletzen.
4. Im vierten und letzten Stadium folgen Depression, Müdigkeit, Gleichgültigkeit und Verwirrtheit mit einer allgemeinen nervösen Erregung, wie man sie bei Fieberdelirien oder Delirium tremens vorfindet.
„Agaricus hat immer „Zucken“
Ferner Brennen, Kribbeln, Jucken,
Sei es an den Augenlidern
Sei´s am Herzen, an den Gliedern
Ob Veitstanz oder Krämpfe
Mit Agaricus bekämpfe
Wenn Du dies Phänomen
mit aller Deutlichkeit kannst sehen“
Ernst Gardemin: Homöopathische Reimregeln
Quellen:
Samuel Hahnemann: gesamte Arzneimittellehre A-C
Der neue Clarke Band 1
Boericke, Handbuch der homöopathischen Materia Medica
Nash, Leitsymptome
Vonaburg, Homöotanik A-G